Posted by on Feb 5, 2017 in Ziel |

„DIE WISSENSCHAFT HAT FESTGESTELLT, …“

dass wir uns vergegenwärtigen müssen, welche historischen und gesellschaftlichen Stereotype wirken, wenn die Arbeit einer Frau beurteilt werden soll. Also:

… dass  die Arbeitsteilung seit Beginn der Menschheit nicht geschlechtspezifisch festgelegt war. Die Vorstellung des jagenden Mannes und der feuerhütenden Frau stammt aus dem 19.Jhdt. und läßt sich wissenschaftlich nicht nachweisen. Nachgewiesen ist dagegen, dass Frauen an Großtierjagden teilnahmen, dass sich in Gräbern von Steinzeitfrauen Waffen und schweres Werkzeug befand und der Eiszeit-Ötzi sein Lederzeug selbst nähte.

(Anke Domscheit-Berg in „Ein bisschen gleich ist nicht genug“, S. 110-12, Heyne-Verlag 2015; http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/anti-emanzipatorische-argumente-steinzeit-fuer-immer-12125657.html )

… dass  heute, Jahrtausende später, der Frauenanteils in einer Profession sich umgekehrt proportional zum Einkommen verhält. Das läßt sich auch im historischen Wandel der Berufe nachweisen. Z.B. wurden die ersten, meist weiblichen Programmiererinnen miserabel entlohnt, der moderne IT-Spezialist ist eher männlich und hoch bezahlt. Dem historisch angesehenen „Sekretär“ folgte die schlecht bezahlte Sekretärin. Das zeigt sich in sämtlichen Berufssparten.

(Anke Domscheit-Berg in „Ein bisschen gleich ist nicht genug“, S. 26/27, Heyne-Verlag 2015; BMFSFJ, Dossier Entgeltungsgleichheit zwischen Männern und Frauen in Deutschland, 2009, S13)

… dass bei der Bewertung von Physikklausuren in 8. Klassen  identische Antworten mit fiktiven Namen bis zu einer Note schlechter bewertet wurden, wenn ein Mädchenname darauf stand.

(Eidgenössischen Hochschule Zürich, https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2016/01/schlechtere-physik-noten-fuer-maedchen.html )

…dass wenn identische Businesspläne den Risikokapitalgebern mal    mit weiblichem, mal mit männlichem Vornamen präsentiert werden, eine Gründerin allein der weibliche Vorname 40 Prozent des potentiellen Finanzierungsvolumens kostet.

(Vivienne Ming, http://www.faz.net/-gqe-8p4dq)

… dass in Galerien vorgelegte identische Gemälde zur Schätzung des Marktwerts mit fiktiven Frauen- und Männernamen ergab: die Gemälde mit Männernamen wurden bis zu einem Drittel höher bewertet.

(Anke Domscheit-Berg in „Ein bisschen gleich ist nicht genug“, S. 114, Heyne-Verlag 2015)

… dass der Anteil von Frauen in allen Bereichen von Wissenschaft und Kunst ist umso geringer ist, je mehr der Glaube an die angeborene intellektuelle Brillanz des Genies vorherrscht.

„Dieses Branding bleibt Frauen verwehrt, man traut ihnen Brillanz nicht zu. Es ist der alte Gedanke, dass nur der Mann Geistigkeit habe, weil Geist aus der Zeugungskraft komme.“

(Jutta Brückner, Rede vom 16.2.2016, http://www.proquote-regie.de/auftritte/)

… dass die Filmrealität der gelebten Realität hinterher hinkt. Nur 20% der Protagonistinnen haben einen Beruf. Als Managerinnen, Politikerinnen oder Wissenschaftlerinnen sieht man sie so gut wie nie. Die sexualisierten Darstellung von Frauen überwiegt signifikant, Deutschland liegt hier im internationalen Vergleich an der Spitze.

Dr. Stacy L. Smith: “Die Ergebnisse zeigen, dass wir weltweit mehr haben als nur ein Filmproblem, wenn es dazu führt, dass Mädchen und Frauen abgewertet werden. Wir haben ein Menschheitsproblem.“

(Studie „ Gender Bias Without Borders“, https://seejane.org/wp-content/uploads/gender-bias-without-borders-executive-summary.pdf)

… dass  nur ca. 30% der Hauptrollen in deutschen Kinderfilmen und Serien mit Mädchen oder Frauen besetztsind. In überdurchschnittlich vielen Filmen haben Frauen weder Namen noch Beruf, sind nur spärlich bekleidet und reden kaum. Dies ist ein weltweites Phänomen. In amerikanischen Blockbustern fanden sich im Jahr 2013 gerade mal 15% weibliche Hauptrollen. (Dr. Maya Götz, http://www.genderundschule.de/index.cfm?uuid=926E511EE780F4212AAC2DFE9B08CD36&and_uuid=6E8F9C5DB8CF67D8BCCBCB4FB7E8614F)

… dass  Mädchen- und Frauenkörper, wie Disney-Filme sie zeigen, nicht existenzfähig wären. Das trifft auf Jungencharaktere nicht zu. (Dr. Maya Götz, http://www.genderundschule.de/index.cfm?uuid=926E511EE780F4212AAC2DFE9B08CD36&and_uuid=6E8F9C5DB8CF67D8BCCBCB4FB7E8614F)

… dass wir in einer Zeit leben, in der die Wirklichkeit von Bildern bestimmt wird. Eine Gesellschaft, die kein Interesse hat an den Geschichten, die ihre Frauen zu erzählen haben, verarmt, und ihr Bild von sich selbst ist verzerrt. Film ist ein Medium, in dem die Herrschaft des Geldes sich mit der Herrschaft über das Unbewusste zusammentut, eine extrem männliche Domäne.

(Jutta Brückner, Rede vom 16.2.2016, http://www.proquote-regie.de/auftritte/)

… dass  sich im Filmkanon, der von der Bundeszentrale für Politische Bildung herausgegeben wird und einen Querschnitt der Filmgeschichte darstellen soll, kein einziger Film einer Regisseurin befindet.

(http://www.bpb.de/veranstaltungen/QUFU7Z,0,0,Filmkanon.html)

Wir Regisseurinnen und unsere Werke existieren bis heute nicht im kollektiven Bewußtsein. Siehe oben. Das muss sich ändern.

… dass Marmelade Schnaps enthält!