Posted by on Nov 13, 2016 in ALLES, NEWS, PRESSESPIEGEL |

PRO QUOTE REGIE zum 3. Diversitätsbericht des Bundesverbandes Regie, Pressemitteilung:

Erste positive Entwicklungen in der ARD und starke Filme von Frauen im Kino dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die systematische Benachteiligung von Frauen weiter zugenommen hat.

Die ARD nimmt ihren Auftrag ernst / Das ZDF stagniert und verweigert weiterhin den Dialog / Die meisten Privatsender liegen beim Regisseurinnenanteil deutlich vorne / Das Kino im Jahr 2015 weist den schlechtesten Frauenanteil seit fünf Jahren auf.

Berlin, den 6. November 2016. Zu dem heute vom Bundesverband Regie (BVR) veröffentlichten 3. Diversitätsbericht erklärt die Initiative Pro Quote Regie, deren Forderung nach mehr Teilhabe von Frauen in der Film- und Fernsehbranche sich mehr als 400 Regisseurinnen angeschlossen haben:

„Überraschend schlecht ist es um den Kinofilm 2015 bestellt. Mit nur 15,7% zeigt sich eine deutlich negative Tendenz beim Anteil an Regisseurinnen. Das ist die schwächste Bilanz seit fünf Jahren. Dies ist anlässlich der jüngsten Erfolge von Filmen von Frauen umso unverständlicher. Gerade im Hinblick auf die anstehende Novelle des Filmförderungsgesetzes sollte man endlich für gesetzliche Vorgaben sorgen, damit sich hier nachhaltig etwas ändert. Eine paritätische Besetzung der Gremien, wie bisher als einziges Mittel vorgesehen, wird nicht ausreichen,“ so Barbara Rohm, Vorstandsmitglied von Pro Quote Regie.
„Werke von Frauen werden lange vor der Einreichung übersehen. In Form von Zielvorgaben und extra Einreichterminen für Frauen, wie in Schweden seit Jahren erfolgreich praktiziert, sollte das Filmfördergesetz klare Anreize für Produzenteninnen, Produzenten und Sender setzen.“

„Der gute Dialog zwischen der ARD und Pro Quote Regie schlägt sich erstmals nieder“, konstatiert Rohm. Der Frauenanteil in der Regie des fiktionalen Prime-Time Programmes des Senders stieg deutlich auf 15,3%. Allerdings stagnieren wichtige Aushängeschilder wie der „Tatort“ bei 8%. Das prestigeträchtige Format zeigt für das Jahr 2015 noch keinerlei Bewegung zu dem von der ARD angestrebten 20% Frauenanteil.

„Es muss sich noch viel tun. Besonders die mit öffentlichen Geldern finanzierten Sender sollten die Lage endlich ernst nehmen,“ sagt Rohm.

Das ZDF bleibt mit 11,9% Regisseurinnen wie schon in den letzten Jahren eine nahezu hermetische Männerbastion. Die Krimischiene am Freitag in der Primetime weist nach wie vor einen Regieanteil von 0% Frauen auf. Beim ZDF gibt es Serien, die im 6. Jahr in Folge keine einzige Frau mit der Regie beauftragten. Einen leichten Anstieg gibt es mit 15% beim frauenaffinen Sendeplatz „Herzkino am Sonntagabend“.

Erstmals analysiert der Diversitätsbericht auch die privaten Sender. Bei VOX mit 31,5% und RTL mit 27,1% liegt der Regisseurinnenanteil deutlich höher als bei Sat1 mit lediglich 4,2%.
„Untersucht man die Formate genauer, stellt man fest, dass diese Zahlen vorwiegend im weniger gut bezahlten Genre der Daily Soaps erreicht werden“, kritisiert Rohm.

Formate wie „Gute Zeiten-Schlechte Zeiten“ weisen einen stabilen Regisseurinnenanteil von 40,1% auf, Qualitätsserien wie „Deutschland 83“ stehen mit 37% gut da. Allerdings werden auch bei den Privaten Sendern Frauen nicht für die prestigeträchtigen Fernsehfilme beauftragt. Hier liegt der Frauenanteil in der Regie sowohl bei RTL, als auch bei Sat1 bei 0%.

Vox konnte aufgrund des geringen Produktionsvolumens nur mit einer Sendung in Betracht gezogen werden. Die erfolgreiche Serie „Club der roten Bänder“ wurde immerhin zu 31,5% von Regisseurinnen inszeniert.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es im deutschen TV besonders beim ZDF, aber auch bei den anderen Sendern noch zu viele Formate gibt, bei denen der Regisseurinnenanteil von 0% dominiert. Die Statistiken können nur durch einige wenige Ausreißer nach oben korrigiert werden.

Der Anteil der Regieabsolventinnen an deutschen Film- und Kunsthochschulen liegt seit Jahren bei mindestens 42%.

Den BVR-Diversitätsbericht finden Sie hier:

www.regieverband.de

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